Rezensionen

Verteidigung in Mord- und Totschlagsverfahren

wurde in der Erstauflage rezensiert von:

Staatsanwalt Dr. Heiko Artkämper / Dortmund

Die Rezension wurde in der Kriminalistik 2000, 541 veröffentlicht.

Das in der Reihe „Praxis der Strafverteidigung vorliegende Werk vorliegende Werk von Stern dürfte nicht nur für den im Kapitalbereich tätigen Rechtsanwalt, sondern auch für Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht schon bald zur Pflichtlektüre gehören.

Nach einer Einfühlung in die tatsächlichen Dimensionen der Kapitaldelinquenz wird kurz der Todesbegriff erläutert. Die folgenden drei Teile stellen die materiellrechtlichen Probleme dieser Rechtsmaterie auf Tatbestands-, Rechtwidrigkeits- und
Schuldebene umfassend dar.

Besonderer Hervorhebung bedürfen hier die Ausführungen zur Vorsatzfrage und zu den immer wiederkehrenden Problemen des Rücktritts bei einem nur versuchten Delikt (vgl. dazu zuletzt: BGH NStZ 1999, 299; 300; 395), da hier die aktuelle Rechtsprechung mit großer Akribie nahezu erschöpfend zusammengefasst worden ist.

Demgegenüber dürfte der 6. Teil, der sich mit den Maßregelnder Besserung und Sicherung beschäftigt, für die ermittelnden Polizeibeamten eher von geringerem Interesse sein, obwohl natürlich auch hier bei einem einlassungsbereiten Beschuldigten oftmals im Rahmen der ersten polizeilichen Vernehmung wichtige Weichenstellungen zu treffen sind. Nach den Ausführungen zu den Beteiligten am Schwurgerichtsverfahren wendet sich Stern den möglichen Verteidigungsstrategien in Mord- und Totschlagsverfahren zu. Diese - nach den verschiedenen Verfahrensstadien gegliederten - Ausführungen sind auch für die Strafverfolgungsbehörden von Interesse, da sie die Möglichkeiten und auch Grenzen zulässiger Verteidigung plastisch aufzeigen.

Die in einem Anhang beigefügten Mustertexte werden sich in Zukunft in der Praxis großer Beliebtheit und häufiger Anwendung erfreuen, da sie nahezu sämtliche Reaktionen der Verteidigung erfassen.

Der in allen Teilen der Abhandlung vorzufindende fundierte und erfreuliche Praxisbezug wird abschließend auch daran deutlich, dass in einem Anhang auf 5 Seiten - alphabetisch geordnet - aktuelle Literatur der Kriminalistik zu kriminaltechnischen Untersuchungsmöglichkeiten aufbereitet wurde.


Gerade dieser bislang recht stiefmütterlich behandelte Bereich wird in Zukunft zu einem beliebten „Tummelfeld" der Verteidigung werden.

Der neue Stern ist als umfassendes Arbeitshandbuch für alteingesessene Profis wie auch für den neu mit der Materie befassten Praktiker uneingeschränkt zu empfehlen.

Staatsanwalt Dr. Heiko Artkämper, Dortmund

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